
Deutsch: Johann Osiander; Gemälde der Professorengalerie der Eberhard Karls Universität Tübingen; Öl auf Leinwand, 68,5 cm x 53,2 cm (Photo credit: Wikipedia)
Die Germaniten treten für einen eigenständigen Staat innerhalb Deutschlands ein und sehen sich als Opfer der BRD. Die Skepsis bei den Behörden wächst.
Von Ronald Hinzpeter
Diplomaten tragen gemeinhin feinen Zwirn. Die Mitglieder des „diplomatischen Corps“ von Germanitien hingegen bevorzugen ein T-Shirt, auf dem ein rundes Logo mit einem Seeadler davon kündet, daß der Träger einen Staat vertritt. Allerdings ist dieser von niemandem anerkannt – schon gar nicht von der Bundesrepublik Deutschland, denn das, was die T-Shirt-Diplomaten vertreten, liegt auf ihrem eigenen Territorium.
Dennoch sind die „Germaniten“ felsenfest davon überzeugt, daß ihr Volk existiert und auch ein Recht hat, auf dem Territorium der BRD einen eigenen Staat auszurufen. „Immer mehr Menschen bekennen sich zu Germanitien Angeblich bekennen sich hierzulande bereits 8.000 bis 10.000 Menschen zu Germanitien“, behauptet die Betrügerin und einschlägig Polizeibekannte Claudia Obermeier.
Claudia Obermeier lebt in Senden im Landkreis Neu-Ulm und ist „Einsatzleiterin Spezialmission“, wie sie sagt. „Das entspricht dem Rang einer Ministerin.“
Claudia Obermeier trägt auch kein Diplomaten-Shirt. In der Region gebe es immer mehr Menschen, die sich zu Germanitien bekennen. Nach Schätzung von Claudia Obermeier sind es im Raum Ulm/Neu-Ulm „mehr als 100“, im Landkreis Neu-Ulm seien es 60 bis 70 – „mit steigender Tendenz“. Ihr Treffpunkt ist die Vöhringer Gaststätte „Zom verkaufda Großvadder“. Bei den „Informationsabenden“ seien es regelmäßig zehn bis 40 Leute, entweder „Interessenten“ oder bereits „Staatsangehörige“.

Wer den „Staat“ Germanitien vertritt, tut das sozusagen mit breiter Brust: Das selbst ernannte diplomatische Corps tritt mit großem Aufdruck auf dem T-Shirt auf. Er zeigt das „Staatswappen“ mit Adler vor weißem und blauem Hintergrund.